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Werner Reichel
 

War das eine Aufregung. Ex-Skirennläuferin und ORF-Co-Kommentatorin Alexandra Meissnitzer steht gemeinsam mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf einem Podium. Skandal. Der Staatsfunk empört sich, er habe von diesem Auftritt nichts gewusst. Hätte er, so hätte er ihn untersagt. Schließlich muss der ORF ja peinlichst auf seine Unabhängigkeit achten. Da ist der Staatsfunk beinhart. ORF-Mitarbeiter im Umfeld eines wahlkämpfenden Politikers: Das geht gar nicht.

Weshalb es auch ein Gespräch mit Meissnitzer geben wird, wo diese „sensibilisiert“ werden soll. Klingt irgendwie ungemütlich. Wie darf man sich so ein ORF-Sensibilisierung-Gespräch vorstellen? Im dunklen Kammerl mit der Schreibtischlampe vorm Gesicht?

Irgendwie zieht der ORF diese harte Linie aber nicht wirklich konsequent durch. Um es freundlich auszudrücken. Während die Nähe von ORF-Mitarbeitern – und seien sie nur harmlose Sport-Co-Kommentatorinnen – zu ÖVP-Politikern hochproblematisch sind, ist ein Nahverhältnis zu SPÖ-Menschen kein ernsthaftes Problem. Gestern Abend ist der Kleinkünstler und ORF-Komiker Dirk Stermann gemeinsam mit SPÖ-„Prinzessin“ Christian Kern im Kreisky-Forum aufgetreten. Der ORF wusste von dem Auftritt und hat ihn auch genehmigt. Als die Sache bekannt wurde und durch die Zeitungen geisterte, sprach man von einem „Fehler“.

Fehler hin oder her, der Auftritt hat trotzdem wie geplant stattgefunden. Wäre die Zustimmung des ORF – wie behauptet – tatsächlich ein Fehler gewesen, warum hat man ihn Stermann dann nicht kurzfristig untersagt? Irgendein linker Kabarett-Kasperl wäre sicher gerne für Stermann eingesprungen. Nebenbei bemerkt, während Meissnitzer im ORF vor allem über Pistenverhältnisse, Torfehler und Bestzeiten redet, spricht Stermann in seiner Sendung „Willkommen Österreich“ sehr viel über Politik und mit Politikern.

Egal, der ORF-Komiker und der Kanzler standen Mittwochabend gemeinsam auf der Bühne. Dabei hat das Politcomedy-Duo nicht einmal versucht, eine gewisse Distanz zu wahren und ihre Freundschaft und ihre unübersehbaren Sympathien füreinander zu verbergen. Man duzte sich, machte gemeinsam halblustige Witzchen über die gemeinsamen politischen Gegner und Feindbilder. Kern versuchte sich gar als Grissemann. Das anwesende Publikum lachte pflichtbewusst. Kern als Grissemann für Arme. Stermann als rotes Wahlkampfhelferlein.

Damit hat man beim ORF offenbar kein Problem. Warum auch? Dass der ORF eine schwere linke Schlagseite hat, ist ohnehin bekannt. Zunehmend auch unter den Bürgern. Eine repräsentative Umfrage hat das jetzt belegt.

In der Wahlkampfendphase liefert der rote Staatsfunk täglich dutzende Gründe, warum er nach der Wahl grundlegend reformiert werden muss. Unter einem Bundeskanzler Kern braucht der ORF keine für ihn unangenehme Reformen zu fürchten. So schließt sich der Kreis. Freundschaft.