ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Andreas Unterberger
 

Das Dahinsiechen von Medien häuft sich mit beängstigender Dichte. Das sollte uns ernstlich besorgt machen.

  • Auch wenn es für neue Alternativmedien wie diesen Blog durchaus vorteilhaft scheint - aber Internetmedien können nicht komplett eine funktionierende Medienwelt substituieren.
  • Auch wenn Sterben und Vergehen ebenso wie das Neuentstehen von Leben zum normalen und letztlich auch gesunden Kreislauf gehören - aber es sterben eben viel mehr klassische Medien als neue entstehen.
  • Auch wenn man bei jedem Medium im Krisensog eine Reihe von journalistischen beziehungsweise verlegerischen Fehlern aufzeigen kann - aber das kann man letztlich bei allen Medien tun. Denn nur wer nichts tut, begeht keine Fehler.

Sowohl das Dreiviertel-Dahinscheiden des an die Konkurrenz verkauften Fernsehsenders ATV wie auch das gänzliche Sterben der Internetzeitung nzz.at sind bedrückend für Österreich. Denn mit ihnen schwindet ein weiteres Stück von Vielfalt. Es schwindet auch der oft tapfere Kampf zweier Redaktionen um das jeweils sehr spezifische Publikum. Es schwindet vor allem ein weiteres Stück an mutiger und eigenständliger Recherche in einem Land, das immer mehr am dumpfen Eintopf aus flach-oberflächlicher Agentur-Einheitskost und immer widerlicher werdender Regierungs-PR zu ersticken droht.

Freilich: Wenn insbesondere in der Türkei und in Russland, ein wenig auch in Ungarn, Polen oder Frankreich der Regierungseinfluß auf die Medienwelt zugenommen hat, wenn weltweit in diesem begonnenen Jahrtausend weit mehr Zeitungen gestorben als neuentstanden sind, dann wäre es ein Wunder, wenn Österreich eine Insel der seligen Medien wäre.

Aber das ist schlecht für Freiheit, Vielfalt und Demokratie, die ohne gute und unabhängige Medien untergehen werden. Diese Entwicklung hat fünf ganz verschiedene Ursachen:

  1. Bei vielen Menschen ist das Bewusstsein um die Bedeutung von unabhängigen und qualitätsbewussten Medien geschwunden. Kaum jemand der heute lebenden Österreicher kann sich noch an Zeiten erinnern, wo Medienfreiheit und -vielfalt für jeden eines der wichtigsten und notwendigsten Güter gewesen ist. Statt dessen halten sie das Gratis für wichtiger als die Qualität.
  2. Klassische Print-Produkte und TV-Sender mit einem Vollprogramm sind viel zu teuer. Sie sterben daher weltweit. Sie sind wie die einstigen Segelkreuzer im Vergleich zu den diversen Motorschiffen der Konkurrenz durch moderne, schnelle, wendige und vor allem billig produzierende Internet-Produkte nicht mehr gewachsen. Ich bin sicher: Papierzeitungen werden langfristig nur noch im engagierten Lokaljournalismus und im Hochqualitätsbereich überleben, also, um beim Vergleich zu bleiben: als Hausboote oder als Luxus-Segeljachten.
  3. Fast alle Medien sind - statt sich im Kampf um den Kunden neu zu erfinden - verzweifelt auf den Strich gegangen, um mit grauen Seiten, Geschäftemacherei, Korruption und Käuflichkeit noch irgendetwas zu verdienen. 
  4. Die Journalistenwelt hat sich in den letzten Jahren geradezu selbst in einer dumpfen linken Einheitsdenke ertränkt. Naiv gutmenschlich, manipulierend, zwischen Lügenpresse und Fake News schwankend hat sie fast so schnell wie die politische Klasse das Vertrauen der Leser und Seher verloren. Die meisten Journalisten kämpfen - aus eigener Überzeugung! - mehr gegen die Opposition und das Volk als gegen die Regierung und Mächtigen.
  5. Ganz besonders schlimm und verderblich ist in Österreich (wenn auch noch nicht so schlimm wie in der Türkei und in Russland), dass sich die Medien zugleich auch in volle wirtschaftliche Abhängigkeit von Staat und Politik begeben haben. Daher ist es besonders tragisch, dass die jüngsten Opfer zwei Medien sind, die bis zuletzt stärker als andere um ihre Eigenständigkeit gerungen haben. Aber der Staat - vor allem und um ein Vielfaches mehr als alle anderen die Gemeinde Wien - hat sich mit einer Garde finanziell abhängiger Medien umgeben. Am ärgsten ist zweifellos das gesetzlich erzwungene Gebührenmonpol des ORF, wo (abgesehen von den Bundesländern mit ihrem Landeshauptleute-Fernsehen) die einzige noch auffindbare Pluralität jene zwischen Rot und Grün ist. Und im Printbereich werden die willfährigen Medien mit Hunderten Millionen an Inseraten durchgefüttert und bestochen, zugleich wird jetzt - ganz zufällig knapp vor Wahlen! - mit einer Verdoppelung der gesetzlichen Presseförderung gewinkt. Für die Medien sind Leser, Seher, Hörer immer überflüssiger geworden.

Es ist grauslich. 

Und trotz Korrumpierung und Prostitution ist das Mediensterben noch lange nicht zu Ende. Es wird - gerade aus den hier skizzierten Gründen - noch viel intensiver weitergehen.

PS: Niemand soll glauben, dass sich das nicht in vielen Ländern ähnlich abspielt. In Italien wurde soeben bekannt, dass die Fernsehgruppe von Silvio Berlusconi in einem einzigen Jahr fast 300 Millionen Euro Verlust gebaut hat. In Deutschland hat sich der Springer-Konzern, einst ein Mediengigant, an der Taxi-Konkurrenz Uber beteiligt. Und in Österreich scheint die Kronenzeitung als Immobilienspekulant aktiver denn in ihrer traditionellen Papierausgabe ...