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Elisenda Florentina
 

Link http://orf.at/stories/2381707/2381709/ (Vom 4.3.2017, aufgerufen am 5.3.)

Der ORF bewirbt die "sittsame" Bekleidung muslimischer Frauen. Absolut pauschalisierend. Alle Musliminnen in einen Topf werfend, ohne zu differenzieren. Muslimische Frauen sind nicht "sittsam", wenn sie sich nicht entsprechend kleiden – so der Eindruck beim Lesen des Artikels "Mode zwischen Sittsamkeit und Profit". Mancher Leser könnte den Eindruck bekommen, dass der ORF selbst Bekleidungsgebote aufstellt, jedenfalls dass der ORF diese sehr positiv darstellt.

So heißt es zum Beispiel: "Kaum ein großes Modehaus kann es sich noch leisten, 'Modest Fashion' – die 'sittsame Mode' für religiöse Frauen – zu ignorieren." Der ORF unterstellt also tatsächlich, dass gläubige und nicht gläubige muslimische Frauen gewissen "sittsamen" Bekleidungsvorschriften verpflichtet wären. So hieß es schon am 10.2. in der ZIB 2: "Im Privaten schick und ausgefallen, im Öffentlichen zurückhaltend, so hat Mode für Muslima zu sein: Ruhig, nicht zu auffällig, nicht körperbetont und langärmelig." Link http://tv.orf.at/program/orf2/20170210/796660601/story

Der ORF erklärt genau, wie sich sogenannte modebewusste Muslima bekleiden sollten: Kleidungsstücke, "die ein bisschen länger sind, etwas weiter geschnitten oder hochgeschlossen. Sie sind für Frauen gemacht, die zahlungskräftig und modebewusst sind – und die nicht wollen, dass ihr Kleidungsstil in Konflikt mit religiösen Werten gerät."

Der ORF berichtet über das erste Model mit Kopftuch, den regen Besucherandrang zu einer "sittsamen" Modeschau, und dann wird die Herausgabe einer arabischen "Vogue" auch noch als "Coup der Modeindustrie" bezeichnet. Dabei sollen Hauptabsatzländer Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate sein, die nicht gerade für die Gleichberechtigung von Mann und Frau bekannt sind. In Saudi-Arabien wird Frauen vorgeschrieben, Kopftücher und bodenlange Übergewänder zu tragen. Ausgerechnet die strengen Bekleidungsvorschriften Saudi-Arabiens werden durch dieses angebliche Begehren "sittsamer" muslimischer Frauen verharmlost und positiv konnotiert.

Differenziert wird in diesem ORF-Bericht überhaupt nicht. Und das, obwohl zum Beispiel die Politikwissenschafterin Zena Ramadani das Kopftuch als Zeichen der Unterdrückung ablehnt und der renommierte Islamologe Bassam Tibi darauf hinweist, dass es in den religiösen Quellen des Islam keine Vorschriften für das Tragen des Kopftuches gibt.

Link http://cicero.de/salon/islam-und-frauenrechte-pseudo-feministinnen-mit-kopftuch und http://www.bassamtibi.de/?p=3006

Bei dem Verweis, dass es auch im Judentum und im Christentum Diskussionen gebe, "wie man Glaube und Mode zusammenbringen" könne, wird behauptet, "Sittsamkeit" hätte auch in diesen Religionen einen hohen Stellenwert, dabei wird der ORF überhaupt nicht konkret. Eine orthodoxe Jüdin wird vom ORF zur Rechtfertigung Behauptung zitiert: „Es ist generell ein Irrglaube, dass ein sittlicher Kleidungsstil von Natur aus unterdrückend ist. (...) Wenn sich Frauen in den sogenannten (sic!) liberalen Ländern dazu entschließen, ihre Körper zu bedecken, dann ist das ihre Entscheidung.“

Fazit: Will eine Frau als "sittsam" gelten, soll sie sich also auch bitteschön entsprechend bedecken. Und unterdrückend ist das ohnehin nicht, sondern nur die freie Entscheidung der Frau.

Übrigens hat auch der Kurier in ähnlicher Tonart (ein wenig kritischer) berichtet. https://m.kurier.at/style/hijab-co-designer-entdecken-muslime-als-neue-zielgruppe/174.683.841.