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Steuerzahler
 

John Swinton, Chefredakteur der New York Times, anlässlich seiner Abschiedsfeier im Jahre 1880 über den Journalismus und die Presse:

"Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung, bei der ich angestellt bin, herauszuhalten. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Stellung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft des Journalismus, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammons zu lecken und das Land zu verkaufen für Ihr täglich' Brot. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind intellektuelle Prostituierte..."

Wir schreiben nun das Jahr 2017, einiges hat sich seit damals geändert. Die Presse und der Rundfunk haben Konkurrenz durch das Internet bekommen. Ein Mitbewerb, der nur mit hohem Aufwand überwacht, kontrolliert und bei Bedarf zum Schweigen gebracht werden kann. Ich habe natürlich keine persönliche Erfahrung mit der Zeitungslandschaft in Amerika zu jener Zeit, aus welcher das obige Zitat stammt.

Aber ich weiß, dass es in Österreich einmal eine pluralistische Meinung gegeben hat, die auch veröffentlicht worden ist. Und heute? Sämtliche Zeitungen schreiben dieselben APA-Meldungen ab, geben ihre  Meinung dazu und veröffentlichen diese dann als Tatsachen und unterstellen gleichzeitig dem nicht politisch und monetär subventionierten Mitbewerb, Falschnachrichten (Fak -News im Neusprech) zu veröffentlichen.

Ob sie Standard oder Presse, ob sie Kurier, Krone oder Österreich lesen - alle unterscheiden sich bestenfalls im Grad der Linkslastigkeit. Abgesehen davon müssen sie diese Zeitungen gar nicht lesen, um sie dennoch mit der Presseförderung zu subventionieren. Desgleichen der ORF, den sie weder hören noch sehen müssen, um dennoch Ihr Geld in seine Richtung zu schieben, egal ob sie das möchten oder nicht.

Die Regierung mit einem ungewählten Kanzler an der Spitze lässt ihre Meinung durch unser Geld über alle verfügbaren Medien veröffentlichen. Die heutigen Journalisten unterscheiden sich meiner Ansicht nach von ihren Kollegen 1880 dadurch, dass sie überhaupt keine eigene Meinung mehr haben bzw. keine Ahnung, was Journalismus überhaupt bedeutet. Das Veröffenlichen der eigenen Meinung als Faktum, bzw. das Weglassen von Fakten (siehe beispielsweise die bürgerkriegsähnlichen Zustände in einigen Gebieten Frankreichs) jedenfalls nicht.

So stellt sich mir die Frage, was zu tun ist. Hier auf diesem oder anderen Blogs darüber zu schreiben, was für ein Sündenpfuhl die Medienlandschaft im Allgemeinen und der ORF im Besonderen geworden sind, mag zwar kurzfristig die Nerven beruhigen, wird aber an den herrschenden Zuständen absolut nichts ändern. Ich befürchte, es wird so sein, wie es schon immer in Österreich war: Es muß erst etwas passieren, damit sich etwas ändert. Und dieser Tag rückt näher.