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Werner Reichel
 

Europa war einst Zentrum des Fortschritts, der Ingenieurskunst und der Wissenschaft. Diese Zeiten sind lang vorbei. Mittlerweile gilt alles, was komplexer als ein Fahr- oder Windrad ist, als hochgradig gefährlich. Wer es gar wagt, Atome zu spalten oder Gene zu verändern, der gilt im europäischen Ökoparadies als gemeingefährlich. Zu verdanken haben wir das der  miefig-grünen Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit, die vor allem im deutschsprachigen Raum über alle ideologischen Grenzen hinweg verbreitet ist.

Als ein Tsunami das japanische Atomkraftwerk Fukushima beschädigt hat, da sind nicht die Japaner, sondern die Deutschen und Österreicher auf der anderen Seite der Erdkugel in Panik verfallen. Mutti Merkel hat sofort aus purem Ökopopulismus und ohne jede Not die Energiewende mit ihren verheerenden Auswirkungen ausgerufen, eine ihrer vielen fatalen Fehlentscheidungen. Mit dieser in Bevölkerung, Politik und Medienwelt grassierenden technikfeindlichen Grundeinstellung nehmen sich die Europäer selbst aus dem internationalen Wettbewerb, man verliert zunehmend den Anschluss.

Innovationen passieren woanders, in Südkorea, im Silicon Valley (wo übrigens sehr viele deutsche Flüchtlinge arbeiten), in Israel oder China. Die Europäer erfinden und entwickeln immer weniger, sie kritisieren vor allem die Entwicklungen der anderen. Das ist kein Wunder in einer Gesellschaft, in der Geistes- und Sozialwissenschaften als besonders wichtig und hip gelten, während man Techniker und Naturwissenschaftler zumeist als Nerds abtut. In Deutschland kann man zwar wunderbar erklären, warum Mann und Frau nur soziale Konstrukte sind, zum Bau eines Flughafens (Berlin), eines Transportflugzeuges (A400M) oder eines Navigationssystems (Galileo), reicht es allerdings nicht mehr. Europa hat eben andere Prioritären als etwa China oder Südkorea.

Technik und echter Fortschritt sind etwas grundsätzlich Schlechtes. Auch bei Ö1 ist man dieser Meinung. So wie auch Genosse Kern und seine geistigen Väter, die Maschinenstürmer, ist man im Staatsradio der Meinung, dass der böse Fortschritt uns vor allem die Arbeitsplätze wegfrisst. Ein hörbar besorgter Ö1-Sprecher kündigt im Morgenjournal einen Beitrag mit den Worten an: „Wir wechseln nun in die nur oberflächlich schöne neue Welt der Roboter und Automaten“.

Radio ist bekanntlich Kino im Kopf. Man kann sich die fiesen Maschinen und durchtriebenen Roboter, die uns gemeinsam mit den kapitalistischen Blutsaugern den Garaus machen wollen, richtig gut vorstellen. Dann versucht sich der Moderator mit Hilfe von Überbetonung über die Industriellenvereinigung lustig zu machen (anhören!), weil sie nicht an Fortschrittsphobie leidet. Der Beitrag selbst ist etwas seriöser, es wird erklärt, dass die Digitalisierung (Stichwort Industrie 4.0) durchaus auch neue Arbeitsplätze schaffen wird.

Ein unvermeidlicher „Experte“, ein sogenannter Zukunftsforscher, kommt auch zu Wort. Der ängstliche Ö1-Mann befragt diesen Experten ausschließlich darüber, welche Nachteile technischer Fortschritt für die Arbeitnehmer bringen wird. Dabei trägt er etwas sehr dick auf, spricht von „heranstürmenden Automaten“, die „nie krank werden und total flexibel sind“. Außerdem kennen „Roboter keinen Generationenvertrag“. Die Unternehmer sind bekanntlich der natürliche Feind des Sozialisten, sprich des Ö1-Redakteurs, auch das kommt in dem Interview mehr als deutlich rüber. Der Ö1-Moderator beschließt den Beitrag mit der Frage: Sind wir „Vögel-Strauß“ (sic)?