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Werner Grotte
 

Verdächtig schweigsam verhält sich der ORF zu einem Thema, das weit über die Grenzen Wiens, ja sogar Österreichs hinaus heftig diskutiert wird: die Zukunft des Jugendstil-Spitals auf der Baumgartner Höhe (Otto Wagner-Spital). Zwar ist die Stadt nach jahrelangen Streitereien mit Bürgerinitiativen und Fachleuten vom Plan, hier nach der Absiedlung des Spitals in den nächsten Jahren 660 Wohnungen zu etablieren, teilweise abgekommen, die Vorgänge rund um die denkmalgeschützte Anlage lassen aber weiterhin Schlimmes befürchten.

So besteht – abgesehen von den im Ostteil geplanten Neubauten und einer teilweisen Adaption der Spitalspavillons zu Wohnzwecken – nach wie vor kein Nutzungskonzept für die insgesamt 34 Pavillons und diverse Nebengebäude umfassende Anlage, die nach Plänen von Otto Wagner zwischen 1904 und 1907 errichtet worden war. Besonders beängstigend dabei wirken die scheinbar bewusst inszenierte Verwahrlosung etlicher Gebäude, etwa des Pavillons 8, dessen Fenster vielfach mit Holzplatten vernagelt sind.

Auch das einzigartige Jugendstiltheater mit 600 Plätzen ist seit seiner letzten Vorstellung vor fast genau fünf Jahren gesperrt – angeblich wegen Generalsanierung. Doch abgesehen von der Demontage der historischen Glas-Vordächer zeugt seither lediglich eine Baustellenabsperrung von Bautätigkeit. Arbeiter oder Maschinen wurden bisher keine wahrgenommen – abgesehen von eigenartigen „Köpfungen“ etlicher Bäume am Areal, die erst in einer Höhe von etwa sechs Metern radikal abgeschnitten wurden. Möglicherweise als Vorspiel für die Fällung zahlreicher Baumriesen im Zuge der Neubebauung.

Dabei plante die Stadt Wien noch vor zwölf Jahren eine Generalsanierung des gesamten Areals, einige Pavillons wie etwa der 16er wurden unter maximaler Einbeziehung des Denkmalschutzes modernst umgebaut; durch Verglasung der Eingangs-Einbuchtungen wurden zusätzlich helle Tagräume gewonnen, die Patienten-Zimmer konnten umgekehrt auf teilweise sogar Zweibett-Räume rückgebaut werden. Insgesamt entsprechen solcherart hergerichtete Gebäude durchaus modernsten klinischen Anforderungen etwa im Bereich Drogen/Alkoholtherapie, Psychiatrie oder Geriatrie. Alles Bereiche, in denen es ohnehin ständig Kapazitätsmängel gibt.

Eine besonders zweifelhafte Rolle spielen in dieser undurchsichtigen Geschichte die Wiener Grünen. Hatten sie zunächst vehement auf eine Aufnahme des gesamten Komplexes in die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten gedrängt, so versuchen sie nun als Beiwagerl der Stadtregierung genau das zu verhindern. Dabei würde das Jugendstil-Spital, seinerzeit 1907 die modernste und größte Psychiatrische Anstalt der Welt, alle nötigen Kriterien erfüllen. Allerdings wäre dann jegliche weitere Neubebauung vom Tisch.

Doch weder Kulturminister Josef Ostermayer noch Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (Präsident des Bundes Sozialistischer AkademikerInnen) noch das Bundesdenkmalamt noch der ORF erheben hier die Stimme und brechen eine Lanze für den Schutz eines bedrohten Baujuwels, das noch dazu auch in Zukunft eine wichtige sozialmedizinische Rolle spielen könnte. In diese müsste man natürlich investieren, anstatt teuren Grund an SPÖ-nahe Wohnbaugenossenschaften wie die Gesiba zu verkaufen…