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Kurt Ceipek
 

Ich freue mich schon auf den Song Contest am kommenden Samstag in der Wiener Stadthalle. Ich freue mich nicht auf die Veranstaltung, die mich – und wohl auch die Mehrheit der Österreicher – herzlich wenig interessiert, sondern dass das Affentheater, das nun seit einem Jahr unerbittlich auf uns Österreicher niederprasselt, dann hoffentlich bald ein Ende hat. Dann wird in diesem Land und vor allem in Wien hoffentlich wieder Normalität einkehren.

Man ist den Selbstbeweihräucherungen des ORF in Sachen Song-Contest in den letzten Monaten beim besten Willen nicht entkommen. Es gab keinen Sender und kaum ein Programm, in dem nicht auf oft schon peinliche Art und Weise für das mit Millionenaufwand hochgejubelte Ereignis Stimmung gemacht wurde. Aus den Nachrichtensendungen waren Meldungen über die Wurst und das „Fest des Jahrhunderts“ nicht wegzudenken. Sogar  Sprecher und Moderatoren von Sport- und Kultursendungen wurden offenbar genötigt, die Kurve zum Song-Contest zu kratzen, oder übten sich in vorauseilendem Gehorsam.

Dass dieses Trommelfeuer – von einer Berieselung kann man angesichts der massiven Kampagne ja wirklich nicht mehr reden – aus vielen wohlwollenden Contest-Befürwortern angewiderte Kritiker gemacht hat wird immer deutlicher. Aber noch versuchen die ORF-Mannen und –Damen, die weiter wachsende Missstimmung wegzujubeln.

Das war auch in der Berichterstattung über die sonntägige Eröffnungszeremonie abzulesen. Nur ein paar hundert Neugierige verloren sich auf dem Wiener Rathausplatz und rund um Michael Häupls rot-grüne Festung. Von Gedränge konnte keine Rede sein und die Zahl der Teilnehmer und der Journalisten war sicher größer als jene der heimischen Interessenten

Und was schrieb ORF.at darüber? Wörtlich hieß es da: „Der Einzug der Song-Contest-Starter dauerte knapp drei Stunden. Was den Fans sichtlich nicht zu lange war. Die meisten harrten aus und versuchten, ihre Ländervertreter durch Rufen und Fähnchenschwenken auf sich aufmerksam zu machen.“

Das war eine freundliche Darstellung der tatsächlichen Ereignisse, denn die Delegationen der Teilnehmerländer kamen unkoordiniert auf dem Rathausplatz an, schlurften dann über den viel zu langen roten Teppich, wirkten orientierungslos und es war in den meisten Fällen nicht erkennbar, aus welchem Land die eben eintreffenden Contest-Teilnehmer stammen könnten.

Weshalb die sonst so neugierigen und ausdauernden Wiener Zaungäste bald gelangweilt wieder abwanderten, um bei angenehmem Wetter in einem Schanigarten ein Bier oder einen weißen Spritzer zu sich zu nehmen.

Apropos „weißer Spritzer“. Natürlich ließ es sich auch Wiens Stadtoberhaupt nicht nehmen, das Rampenlicht zu nützen und eine Rede zu halten. Schließlich ist ja Wahlkampf. Weil aber die Zahl der potentiellen Rot-Wähler höchst überschaubar war, blieb Häupl eher lustlos und meinte lediglich, er sei „sehr stolz“. Jeder solle sich willkommen fühlen und Wien genießen.

Dass auch ORF-General Alexander Wrabetz das Scheinwerferlicht suchte liegt auf der Hand. Er bezieht seit vielen Monaten seine vermeintliche Existenzberechtigung praktisch ausschließlich aus der viele Millionen Euro teuren Veranstaltung.

Die letzten Tage vor dem Song Contest werden alles bisher vom ORF gebotene noch übertreffen. Das kann man nur als gefährliche Drohung gegenüber den Zwangsgebührenzahlern sehen. Aber in gut einer Woche ist das alles überstanden.