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Werner Reichel
 

Wer vertritt Österreich beim Song Contest-Finale in Wien? Die Spannung in der ORF-Show „Wer singt für Österreich?“ steigt. Es wird live nach London, nach Paris und  Ljubljana  geschaltet. Dort verkünden Präsentatoren  die Votingergebnisse der internationalen Fachjury.

Äh, das stimmt nicht ganz. Eigentlich ist es gar nicht live. Die Moderation  mit dem Ergebnis wurde schon lange vor der Show aufgezeichnet. Naja und eigentlich wird auch nirgends hingeschaltet, denn die „internationalen Präsentatoren“ leben ohnehin in Österreich. Die Moderatorin  aus Slowenien ist eine Klagenfurter Schülerin, die britische Präsentatorin eine seit Jahrzehnten in Wien lebende Reiseführerin, die lettische Dame, eine ebenfalls in Wien arbeitende Sopranistin und die italienische Präsentatorin ist ein junge Südtirolerin, die als Volunteer beim Song Contest arbeitet.

Und damit es international und cool klingt, moderieren die „internationalen“ Präsentatoren in Englisch, obwohl alle perfekt Deutsch können.  Michael Reichelt, Online-Chefredakteur des Seitenblickemagazins: „Diese Farce war an Peinlich- und Lächerlichkeit nicht zu überbieten.“

Kleinlaut hat der ORF nun diesen Schwindel zugeben müssen. Aber die internationale Jury soll zumindest echt gewesen sein. Laut ORF waren die Mitglieder ESC affine Menschen. Okay, das ist mein Nachbar auch….. Egal. Namen hat der ORF keine genannt. Er wird wissen warum.

Nun könnte man das als Peinlichkeit einer an sich lächerlichen Veranstaltung  abtun. So einfach ist es aber nicht. Schließlich hat der ORF als öffentlich-rechtliche Anstalt wichtige gesellschaftliche und demokratiepolitische Funktionen. Da sollte man sich als Gebührenzahler schon gewisse moralische und journalistische Mindeststandards erwarten können, etwa, dass man nicht  so "billig" verarscht wird.

Der ORF geht mit der Wahrheit und seinem Publikum ziemlich lässig um.  Es gibt allerdings viele ESC-Fans, vor allem auch Kinder, die dieses Wettsingen ernst nehmen. Diese Menschen mit so einer lächerlichen Schmierenkomödie abzuspeisen, sagt viel über das Selbstverständnis einiger (oder der meisten?) ORF-Mitarbeiter und ihr Verhältnis zu ihrem Publikum aus.