ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Werner Reichel
 

Der ORF war noch nie unabhängig.  Vor allem das Fernsehen hat seit seinem Start in den 50er Jahren eine schwere SPÖ-Schlagseite. Trotzdem oder gerade deshalb betonen  ORF-Führung und ORF-Redakteure gerne und oft ihre Unabhängigkeit von Staat, Regierung und den Parteien. Man beklagt immer dann den Einfluss der Politik auf den Staatsfunk, wenn es in Wahrheit um ganz andere Interessen geht. Das war etwa unter der Ära von ORF-Chefin Monika Lindner so, als Armin Wolf eine öffentliche Brandrede gegen Lindner gehalten hat und daraufhin die Plattform S.O.S.-ORF entstanden ist. Damals wollten die linken Redakteure weiterhin ungestört ihre rot/grüne Propaganda fortsetzen und sich nicht vom bürgerlichen Führungsduo  Lindner/Mück dreinreden lassen. Mit Unabhängigkeit hatten weder Wolf noch diese Plattform etwas am Hut, im Gegenteil.

Und auch jetzt warnen die ORF-Mitarbeiter wieder, dass der ORF seine Unabhängigkeit verlieren könnte. Wie man etwas verlieren kann, was man ohnehin nie hatte und auch nie wollte, sonst wäre es mit dem  privilegierten öffentlich-rechtlichen Sonderstatus nämlich rasch vorbei, lässt man allerdings offen.  Worum geht es diesmal?  Die ORF-Führung will  effizientere, schlankere Strukturen und einen zentralen Newsroom. Die Mitarbeiter nicht. Man will in der geschützten Rundfunkwerkstatt auch weiterhin keine Veränderungen und hält an den alten verkrusteten Strukturen fest. Progressiv, flexibel und fortschrittlich schön und gut, aber bitte nicht beim ORF.

Die Ö1- und FM4-Mitarbeiter wollen zudem auch nicht aus der schönen Innenstadtlage an den Stadtrand übersiedeln. Es geht also um Bequemlichkeit, um das Bewahren von Althergebrachtem und um wohlerworbene Rechte. Alles soll so bleiben wie bisher. Wie sich die Arbeits- und Medienwelt außerhalb der Anstalt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert hat, interessiert die ORF-Mitarbeiter recht wenig. Der blöde Zwangsgebührenzahler muss ohnehin für  einen personell aufgeblähten ORF blechen. Weil man das so dem blöden Zwangsgebührenzahler aber nicht sagen kann, kommt man also einmal mehr mit der überstrapazierten Unabhängigkeit daher, die durch einen zentralen Newsroom und neuen Führungsstrukturen angeblich bedroht sein soll.  Ein schlechter Witz. Noch dazu vorgetragen von ORF-Redakteurssprecher Dieter Bornemann.

Der couragierte Kämpfer für die Unabhängigkeit des ORF soll übrigens Ende 2011 gemeinsam mit Ex-Arbeiterzeitungsschreiber Fritz Dittlbacher nach einer Intervention der SPÖ einen Beitrag über die Inseratenaffäre des Bundeskanzlers aus der ZiB gekickt haben. Der 55 Sekunden lange Bildbeitrag wurde durch eine wesentlich kürzere und unverfänglichere Moderation ersetzt. Bornemann und Dittlbacher haben die politische Einflussnahme dementiert, ihre Entscheidung hätten sie aus rein journalistischen Gründen getroffen. Was sonst?

Ein absolut glaubwürdiger Kämpfer für Unabhängigkeit. Vielleicht wären statt dem ewigen verlogenen Gejammer etwas mehr Demut vor dem Gebührenzahler, weniger Abgehobenheit, mehr Ehrlichkeit und der Versuch, tatsächlich objektiv und unabhängig zu berichten,  eine bessere Zukunftsstrategie für die ORF-Mitarbeiter.