ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Werner Reichel
 

Wochenlang hat der ORF das mediale Großereignis angekündigt. Chonchita Wurst wird seine neue Single „Heroes“ bei „Wetten, dass…?“ der gespannten Öffentlichkeit präsentieren. Dieses historische Ereignis, diese „Weltpremiere“ darf man nicht versäumen, so der Subtext des Trailers. Dass Wurst seinen neuen Song in einer Sendung vorstellen muss, die wegen akuten Zuseherschwundes mit der nächsten Folge für immer am Showfriedhof begraben wird, störte den ORF bei seiner Kampagne nicht. Immerhin verfolgten am vergangenen Samstag rund 800.000 Österreicher „Wetten Dass…?“. Das waren zumindest mehr, als in der Ausgabe davor. Allerdings dürfte das wenig mit Wurst und viel mit Österreichs Volks Rock’n‘Roller Andreas Gabalier zu tun gehabt haben. Der Steirer singt zwar die Bundeshymne in der ungegenderten Version und die linke Mainstreampresse versucht ihm seit längerem „rechtes“ Gedankengut anzudichten, aber er hat, was Wurst offensichtlich nicht hat, eine riesige Fangemeinde. Und das ist für einen Superstar, als der Wurst von ORF und Mainstreammedien gerne verkauft wird, nicht ganz unerheblich. Im Popgeschäft und in der Unterhaltungsbranche definiert man einen Star gemeinhin über seinen Erfolg. Wer Stadien und Konzerthallen füllt, wer mit seinen Hits Dauergast in den Charts ist und von den Radiosendern auf und ab gespielt wird, das ist für gewöhnlich ein Star.

Und da schaut’s bei Wurst eher düster aus. Er hätte vergangenen Donnerstag in der Marx-Halle in Wien gemeinsam mit Nena auftreten sollen. Das Konzert wurde kurz vorher aus „logistischen Gründen“ abgesagt. Was nichts anderes heißt, als dass man so gut wie keine Tickets verkauft und deshalb die Notbremse gezogen hat. Ein neuer Weltstar, den niemand sehen möchte, selbst wenn er im günstigen Kombipack mit einem echten deutschen Ex-Star auftritt. Wurst kann zwar Ulrike Lunacek, Gery Keszler, Alexander Wrabetz, André Heller oder Ban Ki Moon für sich begeistern, aber beim gemeinen Volk ist seine Fangemeinde überschaubar.

Das zeigen auch die Airplaycharts. Da war „Rise Like a Phoenix“ nie eine große Nummer. Denn Popsender sind in dieser Frage unbestechlich, sie spielen nur, was ihren Hörern wirklich gefällt. In regelmäßigen Abständen werden die aktuellen Popsongs in Telefonumfragen getestet. „Rise Like A Phoenix“ war offenbar nicht vorne mit dabei.

Was soll’s? Herr Neuwirth bzw. seine (mittlerweile schon etwas langweilig gewordene) Kunstfigur sind ja nicht unsympathisch, wozu also noch darüber schreiben. Doch es geht hier um mehr als nur um ein schrilles Popsternchen mit Bart und um den Verkauf von Konzerttickets und Tonträgern (was ohnehin nicht funktioniert). Der Wurst-Hype ist ein Lehrstück, wie Politik und politisch-korrekte Mainstreammedien die Realität in ihrem Sinne verbiegen und verzerren, ja sogar versuchen, sie selbst zu kreieren. Wir basteln uns einen politisch-korrekten Toleranzsuperstar.

Es zeigt, wie wenig ernst man die Bürger und ihre Einstellungen und Meinungen nimmt. Sie sind nur dazu da, um erzogen, manipuliert und dressiert zu werden. Der Wurst-Hype zeigt aber auch die Grenzen dieser politisch-korrekten Propaganda und Manipulationsversuche auf. Weil die „geschlechtslose“ Wurst so perfekt die Gendermainstreamideologie verkörpert und transportiert, versucht man aus ihr einen Star zu machen, was aber – und das zeigt sich auch hier einmal mehr – selten gelingt. Stars werden nämlich ausschließlich vom Publikum gemacht.

Conchita Wurst ist ein Instrument, um das „dumme und intolerante“ Volk zu besseren Menschen umzuerziehen, ein uralter Traum aller Sozialisten, und um die Vision des gegenderten Menschen möglichst rasch umzusetzen. Nein, es steht kein finsterer und gut durchdachter Plan dahinter. Das Phänomen Wurst ist im politisch-korrekten Biotop mit seinen Bewohnern aus Medien. Politik, Journalismus und Kunst entstanden und gewachsen. Man hat das Potential der bärtigen Drag-Queen erkannt und versucht es nun, für seine Zwecke zu nutzen. Conchita Wurst als politisch-korrektes Topmodel. Nicht umsonst wird Wurst vom Bundespräsident, über das EU-Parlament bis hin zum UN-Generalsekretär herumgereicht.

Doch es zeigt sich nun auch, wie wenig Substanz diese von der politisch-korrekten Elite gehypte Figur hat, wie resistent die Menschen gegen zu plumpe Dressurversuche von oben sind, wie schnell sich simple und vorgeschobene Botschaften abnutzen. Die ohnehin bis zur Selbstaufgabe toleranten Europäer brauchen und wollen keine oberlehrerhaften Belehrungen in Sachen „Toleranz“ mehr, auch wenn sie noch so originell verpackt werden. Auch mit Conchita Wurst als Gallionsfigur werden die verquereren neosozialistischen Gesellschaftsvisionen für die Menschen nicht schlüssiger und akzeptabler. Die meisten Österreicher finden Andreas Gabalier mit seiner Lederhose und seinen Liedern von Madln und Heimat, trotz medialer und politischer Querschüsse, cooler und authentischer als Conchita Wurst. Darüber freuen sich sogar die Gutmenschen ein bisschen, sehen sie dadurch zumindest ihre Vorurteile von den dummen und provinziellen Österreichern bestätigt.