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Werner Reichel
 

Heinz Prüller ist aus dem Häuschen. Niki Lauda fährt mit seinem McLaren als erster über die Ziellinie. Er ist damit seinem dritten Weltmeistertitel einen großen Schritt näher gekommen. Und das Beste: Jo Gartner und Gerhard Berger landen mit ihren Gurkenautos auf den Plätzen fünf und sechs. Was für ein Tag für Österreich. Prüller ist zufrieden und gibt „zurück nach Wien“.  Es ist Freitag im Jahr 2014. Der ORF, genauer gesagt ORF Sport+, hat gerade den F1-GP von Monza 1984 gezeigt. Keine Doku, keinen Zusammenschnitt der Highlights, nein, man  hat die Übertragung  nach 30 Jahren einfach wiederholt.

Das mag für den ein oder anderen F1-Hardcore-Fan ganz amüsant sein, ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen, aber braucht man dafür wirklich einen klassischen Fernsehsender mit viel Personal, technischer Infrastruktur und den damit verbundenen hohen Kosten? Denn auch abseits von Uralt-F1-Rennen besteht das Programm von ORF Sport+ vor allem aus Wiederholungen von Wiederholungen.  Um täglich 24 Stunden Programm füllen zu können, wird das  ORF-Archiv geplündert. Das ist einfach und vor allem billig, Publikum hat man ohnehin kaum.  Ein bewegtes Testbild sozusagen.

Es geht dabei nicht um die Bedürfnisse der Seher und Gebührenzahler oder den öffentlich-rechtlichen Auftrag. Es geht um die strategischen Interessen des ORF. Auf Kosten der Gebührenzahler versteht sich. Wäre es anders, hätte man längst geeignetere Lösungen gefunden, um Randsportarten zu fördern oder historisches Archivmaterial der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Irgendwelche historische F1-Rennen auf einem klassischen TV-Sender auszustrahlen,  ist die denkbar schlechteste Variante.  Wesentlich sinnvoller wäre es, die F1-GP allesamt via TV-Thek öffentlich zugänglich zu machen. Dann könnte sich jeder, der sich dafür interessiert – eine eher überschaubare Menge -, jedes Rennen zu jeder Zeit ansehen und müsste nicht monatelang warten, bis ORF Sport+ endlich den gesuchten GP überträgt.

Eine klassische Win-Win-Situation, würde es dem ORF tatsächlich darum  gehen, die Bedürfnisse seiner Gebührenzahler optimal zu befriedigen und seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag optimal zu erfüllen.

Das gilt auch für die Übertragung von Randsportarten. Auch sie könnte man streamen und in der TV-Thek (nicht nur für kurze Zeit) zur Verfügung stellen. Es ist ja bereits jetzt so, dass ein durchschnittliches YouTube-Video mehr Zuseher hat, als eine Sendung auf ORF Sport+. Zudem könnte man Randsportarten auch auf ORF1 stärker berücksichtigen. Damit würde man genau das machen, worum es bei öffentlich-rechtlichen Sendern eigentlich geht, Menschen, Anliegen und Themen eine große Plattform zu geben, die es sonst schwer haben, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Denn ORF Sport+ ist ja nichts anderes, als ein Programm-Ghetto ohne nennenswerte Zuseherzahlen, auf dem all das abgespielt wird, was auf ORF1 quotentechnisch unerwünscht ist. Eine Art öffentlich-rechtliche Rumpelkammer. Damit stellt sich aber die Frage, was ORF1 noch von einem Privatsender unterscheidet und wofür man diesen Sender eigentlich braucht? Denn die F1, die Bundesliga oder Skirennen können Privatsender genausogut übertragen.