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Werner Reichel
 

Fritz Hausjell, Professor am Wiener Publizistikinstitut, wird Mitglied im Public-Value Beirat der KommAustria. Dieser Beirat ist für den ORF sehr wichtig. Gibt  er doch bei Verfahren zu geplanten gebührenfinanzierten Angeboten eine Stellungnahme ab. Entscheidungsgrundlage ist dabei „ob ein neues Angebot des Österreichischen Rundfunks (…) aus publizistischer Sicht zur wirksamen Erbringung des öffentlich-rechtlichen Kernauftrags (…) zweckmäßig erscheint sowie zur Frage der voraussichtlichen Auswirkungen auf die Angebotsvielfalt für die Seher, Hörer und Nutzer.“  Die geplante ORF Radiothek oder Ö3-Visual sind solche Fälle. Gibt der Beirat eine positive Stellungnahme ab, hat der ORF beste Chancen, seine Pläne auch umsetzen zu dürfen. Und Pläne hat der ORF mehr als genug. Wenn einem schon die Seher davon laufen, dann muss man zumindest versuchen, sich mit immer neuen Sendern und andere Angeboten bei der Politik unentbehrlich zu machen. Erst vor kurzem hat  ORF-Chef Wrabetz über einen neuen TV-Kanal mit regionalen Inhalten nachgedacht.

Da ist es natürlich wichtig, möglichst viele Freunde im 5-köpfigen Public-Value-Beirat sitzen zu haben. Und Hausjell ist zweifelsohne ein solcher. Er mag Privatsender nicht besonders, hat schon mehrere wohlwollende Studien für den Staatsfunk erstellt und findet stets lobende Worte für den ORF.

Als etwa ORF-Chef Alexander Wrabetz den SPÖ-Jungspund Niko Pelinka zu seinem Büroleiter machen wollte und damit eine heftige Debatte ausgelöst hat, eilte Fritz Hausjell schnell zu Hilfe. In News schrieb er in einem Gastkommentar: „Faire Berichterstattung über den ORF hängt von der Courage und der redaktionellen Freiheit der Medienjournalisten ab  und Letztere ist in den privatwirtschaftlichen Medien zumeist schlechter verfasst als im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit einem soliden und gelebten Redakteursstatut. Schon allein deshalb brauchen wir einen starken ORF als Leitmedium. Er ist zudem ein Garant für Vielfalt, die in einer zunehmend ökonomisierten privatwirtschaftlichen Medienbranche.“

Ja,  die „bösen“ Privatsender. Nur ein starker Staatsfunk ist Garant für Vielfalt und Demokratie. Den Widerspruch erkennt Hausjell nicht, er meint das ernst. Die Vielfalt an Meinungen und Sichtweisen im ORF ist ja legendär. An manchen Menschen ziehen historische Entwicklungen offenbar spurlos vorbei. Also genau der richtige Mann für den  Public Value Beirat. Mit der Bestellung Hausjells führt die Regierung diesen Beirat ad absurdum. Was nutzen Beiräte oder Kontrollgremien, wenn sie politisch besetzt werden. Ihre einzige Funktion ist dann nur noch den Schein von Unabhängigkeit, Objektivität und Kontrolle zu wahren. So wie früher im real existierenden Sozialismus. Auch damals hat es keine bösen Privatsender gegeben und die Kontrolle über den Rundfunk hatten ausschließlich linientreue Genossen. Also ganz nach dem Geschmack von Fritz Hausjell.