ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Werner Reichel
 

Kein Tag ohne neue Schreckensmeldungen aus Syrien, dem Irak, Libyen, Nigeria, Ägypten oder dem Gazastreifen.  Rund um Europa wird gekämpft, gefoltert, vergewaltigt und  gebombt. Der Blutzoll ist hoch. Christen und andere religiöse Minderheiten werden verfolgt, ermordet und vertrieben. Und wann immer IS-Terroristen die Bewohner eines jesidischen Dorfes  niedermetzeln, syrische Gegner am Dorfplatz kreuzigen, deren Frauen vergewaltigen und versklaven  oder wenn ein Selbstmordattentäter mit  den Worten „Gott ist groß“ sich und möglichst viele Kuffar in die Luft jagt, dann gehört es mittlerweile zum guten Ton beim ORF und den anderen Mainstreammedien, immer anzufügen, dass das alles zwar furchtbar schlimm sei, aber mit dem Islam überhaupt nichts zu tun habe. Diese Anmerkung  kommt so sicher, wie das, „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die…“ bei der Arzneimittelwerbung.  So titelte etwa der ORF: „Experten: IS hat nichts mit islamischer Religion zu tun“  Na Gott sei Dank. Noch mal Glück gehabt. Wäre ja auch irgendwie unangenehm, jetzt wo der Islam in Wien schon die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft ist. Nicht auszudenken. Aber die Annahme, dass Islamismus etwas mit dem Islam zu tun haben könnte, ist ja auch wirklich vollkommen abwegig. Und wenn es die Experten sagen, muss es wohl auch so sein.

Nun gibt es allerdings für jede Meinung, und sei sie auch noch so absurd und schräge, mindestens ein Dutzend Experten, die diese überzeugend vertreten und auch belegen können. Bei Meinungen, die im Mainstream daher treiben, gibt es diese Experten sogar im Dutzend billiger. Dementsprechend sind ihre Expertisen allerdings auch völlig wertlos. Zu allen Zeiten haben opportunistische Wissenschaftler jene Theorien und Beweise geliefert, die das jeweilige politische System gerade benötigt hat.

Einer dieser Experten mit der richtigen Meinung zum richtigen Zeitpunkt  ist Politologe Thomas Schmidinger. Im Ö1-Morgenjournal  durfte er seine geballten Weisheiten zum Besten geben. Und die waren so nützlich, dass danach  fast alle ORF-Kanäle über die Frohbotschaften Schmidingers berichtet haben: „Die brennende Frage ist daher laut Schmidinger weniger, wie man etwa europäische Muslime vor einer Radikalisierung bewahren kann, sondern wie Europa insgesamt mit seinen Minderheiten und sozialen Randgruppen umgeht“, schreibt etwa orf.at. Es geht laut Schmidinger nicht um den Islam, sondern um die „sozial Schwächeren“ um die „sozial deklassierten Jugendlichen“.

Das hätte ein SPÖ-Politiker oder Grüner nicht besser formulieren können. Jetzt weiß man auch, woher  der Islamismus kommt, vom sozial kalten, unfreundlichen, turbokapitalistischen System in Österreich. Na dann, öffnet eure Geldbörse und lasst uns noch mehr Steuergelder in die Integrations-, Asyl- und Sozialindustrie pumpen. Da fällt sicher auch ein bisserl etwas für den Herrn Schmidinger ab.  Er und seine Kollegen im Geiste bei ORF und der Mainstreampresse kennen da nix. Da können die Kämpfer des „Islamischen Staates“ behaupten was sie wollen, das hat alles nichts mit dem Islam zu tun. Das wissen die Mainstream-Schreiberlinge von Wien bis Hamburg  mit ihren abgebrochenen Politologie- und Germanistikstudien schließlich viel besser, als die religiösen Führer und Kämpfer des Heiligen Krieges. Da können sie sagen was sie wollen, selbst die Wahrheit.

Das erinnert an Biedermann und die Brandstifter. In dem Stück von Max Frisch quartieren sich die beiden Brandstifter Josef Schmitz und Wilhelm Maria Eisenring im Haus des reichen Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann ein. Die beiden Männer nötigen Biedermann mit dem Appell an die Menschlichkeit, sie aufzunehmen. Sie verbergen ihre Absicht, sein Haus abzufackeln, kaum. Als sie Biedermanns Dachboden mit Benzinfässern vollräumen,  meint dieser völlig verunsichert, man dürfe doch nicht von jedem Menschen nur das Schlechteste denken. Er unternimmt nichts.

Aus Angst, Feigheit und in der vagen Hoffnung, dass sich doch noch alles als Irrtum herausstellen könnte, serviert er ihnen auch noch ein Festessen, holt seinen besten Wein aus dem Keller und steckt den beiden zu guter Letzt auch noch die Streichhölzer zu, in der verzweifelten Hoffnung, Schmitz und Eisenring könnten doch seine Freunde sein. Was für  Außenstehende aber vollkommen lächerlich und absurd erscheint.

Max Frisch beschreibt ganz gut das geistige Innenleben unserer Mainstreampolitiker, Experten und Journalisten. Natürlich wissen auch sie im Grunde was Sache ist. Doch so wie der verängstigte Biedermann haben sie die vage Hoffnung, dass ihre Parolen, Rezepte und Meinungen vielleicht doch die richtigen sind, dass sie mit ihrer Feig- und Verzagtheit vielleicht doch noch durchkommen werden.