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Werner Reichel
 

Die Opferrolle ist tief im linken Denken verwurzelt. Für die eigenen Unzulänglichkeiten, Misserfolge und Mittelmäßigkeit sind stets die Gesellschaft, der Kapitalismus, der Neoliberalismus, überkommene Rollenbilder, das Patriarchat etc. verantwortlich. Eigenverantwortung ist ein Fremdwort. Nur der politisch korrekte (Nanny-)Staat kann für Gerechtigkeit und Wohlstand sorgen. Opfer- und Täterrollen sind in diesem Weltbild klar verteilt.

Bisher durfte allerdings nicht jeder einen Opferstatus für sich beanspruchen. Als Opfer mit politisch korrektem Gütesiegel musste man weiblich, schwul oder fremder Herkunft sein. Autochthone heterosexuelle Männer sind bisher nicht in diesen erlauchten Kreis der Opfer aufgenommen worden, sie haben sich eher in der Sündenbockrolle wiedergefunden.

Doch jetzt hat der ORF auch den gewöhnlichen heimischen Mann als Opfer entdeckt. Der ORF-Report berichtet über das „Modeopfer“ bzw. den „Modesklaven“ Mann. Aufhänger ist die Fußball-WM. Denn die Fußballstars mit ihren durchtrainierten Körpern üben großen Einfluss auf die Männerwelt aus. Die müssen jetzt bis zum Umfallen trainieren, damit sie diesem „neuen“ Schönheitsideal entsprechen.

Um zu begreifen, warum jemand, der seinen Körper freiwillig trainiert, ein „Opfer“, ein „Sklave“ ist, muss man das neosozialistische und politisch korrekte Denken verstehen. Die Medienwissenschaftlerin Ulrike Weish erklärt in dem ORF-Beitrag, dass an dieser Entwicklung vor allem der rezente Jugendkult schuld ist und an dem wiederum die Werbewirtschaft, die Industrie, also die Privatwirtschaft. Da wäre er wieder einmal, der „gute“ alte Karl Marx. Um gegen den bösen Kapitalismus herzuziehen, dürfen sogar mal autochthone Männer als Opfer herhalten, ob sie wollen oder nicht.

Denn man sorgt sich eigentlich nicht so sehr um die neuen (Mode-)Sklaven, sondern um sein eigenes Wohlbefinden, um sein eigenes kleines Ego. Denn bei den linken Opferinszenierungen schwingt immer ein große Portion Neid mit. Reichtum wird im linken Denken stets mit Ausbeutung und Rücksichtslosigkeit erklärt. Dass man auch durch Fleiß, Intelligenz und harte Arbeit zu Wohlstand kommen kann, stellen leistungsfeindliche Neosozialisten in Abrede. Sie begreifen Reichtum als Nullsummenspiel. Wer Geld hat, muss es jemanden anderen wegnehmen. Wirtschaft funktioniert aber ganz anders.

Bei einem durchtrainierten Körper fällt diese Argumentationslinie etwas schwerer. Muskeln kann man niemandem wegnehmen und auch nicht vererben. Deshalb erklärt man diese Menschen ganz einfach zu „Sklaven“ des Kapitalismus, der Konsumgesellschaft, also zu Deppen. So kann man sich den eigenen Bierbauch oder die Hühnerbrust zwar nicht schöner reden, fühlt sich aber etwas besser, weil man glaubt, mehr in der Birne zu haben als die dämlichen Modesklaven.

Schön, dass sich der ORF um das geistige Wohlbefinden seiner Gebührenzahler kümmert.