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Hans Anonym
 

Wer im Internet schnell noch einmal die Tore des vergangenen WM-Spiels sehen will, der kann das ganz einfach auf krone.at oder auf ö24.at, dem Webportal von Wolfgang Fellner. Bei ö24.at allerdings in eher fragwürdiger Qualität. Die Videos sehen aus, als wären sie ganz einfach von einem Fernseher abgefilmt worden. Und genau so soll es laut Vorwürfen von krone.at auch sein. Die Mediaprint schäumt. Sie hat sich nämlich beim ORF die Rechte für solche Videos um teures Geld gekauft (von rund 1000 Euro pro Minute ist die Rede). Ö24.at soll die Fußball-Videos hingegen einfach und ohne einen Cent dafür zu bezahlen vom ORF „übernehmen“.

Was die Mediaprint dabei besonders aufregt, der ORF soll von dieser Praxis wissen, aber tatenlos zusehen. Krone-Justitiarin Anja Schmidt: „Wir sind erstaunt, ja fassungslos, dass der ORF als unser Lizenzgeber/als Inhaber der Signalrechte trotz mehrfacher Aufforderung wieder einmal nichts gegen die unlauteren Geschäftspraktiken von Österreich unternimmt.“

Wolfgang Fellner bestätigt auf derstandard.at, dass diese Praxis mit dem ORF abgesprochen ist: „Wir haben diese Kurzberichterstattung im Vorhinein mit dem ORF abgestimmt.“ Fellner sieht sich jedenfalls im Recht. Er beruft sich auf das Recht von Fernsehsendern auf Kurzberichte über Großereignisse. Dem hält die Mediaprint entgegen, dass das eben nur für (lineare) Fernsehprogramme und nicht für jederzeit abrufbare Internetvideos gelte. Warum sie also zahlen muss, ö24.at hingegen nicht. Eine 34-seitige Klage von krone.at auf Unterlassung ist bereits eingebracht. Auch die FIFA könnte klagen.

Die wirklich spannende und zu klärende Frage in diesem Rechtsstreit ist, warum der ORF das zulässt? Warum er die seltsamen Praktiken von ö24.at offenbar stillschweigend hinnimmt, obwohl sie für ihn geschäftsschädigend sein müssen, wie die Klage von krone.at beweist. Persönliche Beziehungen, gegenseitige Gefälligkeiten, geheime Absprachen, Freundschaften und Netzwerke? Hier müssen Politik und ORF-Stiftungsrat schnellstens aktiv werden. Allerdings steht zu befürchten, dass weder der rote Stiftungsrat, noch SPÖ-Medienminister Josef Ostermayer ein allzu großes Interesse haben, die ORF-Führung oder Faymannspezi Wolfgang Fellner in Verlegenheit zu bringen.