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Werner Reichel
 

Die ganze Welt blickt nach Wien, wenn der Life Ball mit großem Pomp und viel Prominenz im Rathaus über die Bühne geht. Es ist der Event der Superlative. Diesen Eindruck versuchen zumindest Organisator Gery Keszler und der ORF den Österreichern zu vermitteln. Diesen Eindruck hat der ORF-Zuseher auch bei der stundenlangen Live-Übertragung zur besten Sendezeit bekommen. Jeder lustig kostümierte C- und D-Promi muss dabei den ORF-Reportern und den Zusehern vor laufender Kamera bestätigen, wie groß, toll, einzigartig  und weltbekannt der Life Ball nicht sei. Wenn er das tatsächlich wäre, warum müssen es dann Hinz und Kunz permanent im Fernsehen aufsagen?

Okay, neben dem ORF war der Life Ball auch bei W24 das Programmhighlight dieses Abends. W24, das ist jener Wiener Minisender, der sonst stundenlang  fahrende Straßenbahnen zeigt. Außerdem gehört W24 zur Wiener SPÖ-Familie und sendet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Natürlich sind auch viele Reporter aus dem Ausland vor Ort, aber der große TV- und Medienhype ist der Life Ball außerhalb Österreichs bei weitem nicht. Wer Samstagabend durch die internationalen TV-Sender gezappt ist, der hat von dem schrillen Charityevent recht wenig, praktisch nichts mitbekommen. Und auch im Internet halten sich die Berichte relevanter internationaler Medien in Grenzen.

Aber was ist mit den vielen Promis! Nun ja, Bill Clinton und Vivienne Westwood gehören quasi zum Life-Ball-Inventar. Geschenkt. Aber sonst? Heuer ist den Österreichern Ricky Martin als der große Stargast verkauft worden. Wow!

Seine großen Hits und seine große Zeit hatte er vor rund 15 Jahren. Seither herrscht ziemlich tote Hose. Seine letzte Solosingle „Tu recuerdo“ war 2006 genau eine Woche lang in den US-Charts. Und zwar auf Platz 89. Man könnte auch sagen, ein Totalflop. So sehen die internationalen Superstars am Wiener Life Ball aus. Gestern noch bei der Eröffnung eines Möbelhauses, heute gefeierter Weltstar im ORF. Und alle Beteiligten dürfen sich auf die Schulter klopfen.

Ach ja, Conchita Wurst war natürlich auch da. Doch auch seine internationale Bedeutung  wird von ORF und vom heimischen Boulevard etwas überzeichnet. Was man sogar bei der ORF-Übertragung live miterleben durfte.

Eine amerikanische TV-Serien-Darstellerin hatte noch nie etwas von unserem neuen Weltstar gehört. Peinlich! Allerdings für wen? Aber das darf man nicht so eng sehen. Der Life Ball ist für Bobos, Schwule, Genderisten und Feministinnen ein bisserl so etwas wie der Skiweltcup.