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Kurt Ceipek
 

Politiker-Interviews in Hörfunk oder Fernsehen können bisweilen sehr bissig sein. Sollen sie auch, denn nur mit ausgeklügelten und manchmal ein wenig aggressiven Fragen kann man den aalglatten und kampferprobten Politikern eventuell Sätze entlocken, die sie eigentlich nicht sagen möchten, die für Zuhörer aber besonders interessant sind.

Zu den oft besonders wadlbeißerischen Interviews zählen häufig die Gespräche unter dem Titel „Im Journal zu Gast“, die allwöchentlich am Samstag im Mittagsjournal in Ö1 gesendet werden. Schon an der Art der Fragestellung und am Tonfall ist da oft unschwer zu erkennen, dass der Journalist den Befragten nicht mag und das Rededuell als eine Art Boxkampf betrachtet, bei dem es gilt, den Gegner möglichst KO zu schlagen. Manchmal ist man ob der gekonnten Formulierung von Fragen amüsiert. Manchmal empfindet man aber auch deutliches Unbehagen, weil der Interviewer gar so giftig und lästig ist.

Zu den besonders erfahrenen, raffinierten und bissigen Fragestellerinnen zählt die hochkarätige ORF-Politik-Lady Gabriele „Gabi“ Waldner. Die hat vor einigen Monaten VP-Chef Michael Spindelegger in einem Fernsehinterview in einer Art und Weise attackiert, die sogar von Zusehern als unangenehm empfunden wurde, denen Spindelegger eher zuwider ist. Besagte Gabi Waldner nahm am Samstag den 7. Juni 2014 die Grünen-Chefin Eva Glawischnig ins Visier. Ein vielversprechendes Gesprächs-Duell.

Doch siehe da: Da war aber von Schärfe in der Fragestellung ebenso wenig zu spüren wie vom Wunsch, Glawischnig mit irgendeiner Form von nennenswerter Kritik zu konfrontieren. Das war schon an der Einleitungsfrage zu erkennen, die klang, als hätte ein Redakteur der sowjetischen Prawda die ehrenvolle Aufgabe übertragen bekommen, den Generalsekretär der Kommunistischen Partei Worte an das Volk richten zu lassen.

Die Frage lautete: „Frau Glawischnig, die Regierung macht die Oppositionsarbeit derzeit selbst. Wird da den Grünen nicht langsam fad?“ Eine schönere Einladung, sich mit den Versagern in der Regierung und dem Unmut der Österreicher zu befassen, wird sich kaum formulieren lassen.

Auch die Frage, wie denn die Grünen die Steuern reformieren würden, wenn man sie nur ließe, ist mehr als freundlich. Vergleichbar ist das etwa mit einem Elfmeter im Fußball, bei dem der Tormann sein Gehäuse vor dem Strafstoß verlassen muss.

Eva Glawischnig nützte natürlich die Gelegenheit, auf den dringenden Wunsch der Mehrheit der Österreicher nach einer Vermögenssteuer zu verweisen und auch darauf, dass es hierzulande Millionäre gäbe, die gerne viel mehr Steuern zahlen würden.

An der Tonart änderte sich nicht viel. Fast fühlte man sich an das „Majestätenprüfen“ erinnert. Für jene die das nicht kennen: Wenn in der Monarchie eine hochrangige Persönlichkeit eine Prüfung zu absolvieren hatte, dann war es Aufgabe des Prüfers, auch falsche Antworten als richtig zu akzeptieren und zu begründen, warum die Antwort richtig sei. Ein Beispiel: Der Prüfer fragt, wie lange der 30-jährige Krieg gedauert habe. Antwortet der dümmliche Majestäten-Prüfling nun beispielsweise: „Acht Jahre“, dann hat der Prüfer zu erklären: „Das stimmt, denn an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen wurde nicht gekämpft und auch nach Einbruch der Dämmerung ruhten die Waffen.“

Warum die üblicherweise so giftige Gabi Waldner mit Eva Glawischnig ein solches Majestäten-Interview führte könnte viele Gründe haben. Dass die Grünen im ORF stets mit Glacé-Handschuhen angefasst werden bekommt man immer wieder deutlich zu spüren. Daran, dass die beiden sympathischen Damen aus Kärnten kommen und damit sozusagen engere Landsleute sind kann es ja wohl nicht gelegen sein.

Gabi Waldner hat ein Publizistik-Studium in Wien erfolgreich absolviert. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist das Thema der 1995 eingereichten Diplomarbeit. Das Thema lautete: „Bruno Kreisky, Medienstar“.

Darauf kann sich vermutlich jeder seinen Reim machen.

Um den ORF-Interviewern künftig die Arbeit bei freundschaftlichen Gesprächen mit Grünen zu erleichtern bieten wir hier noch einige Vorschläge für mögliche Fragen an:

Warum sind alle Parteien korrupt außer den braven Grünen?

Warum sind die Grünen Politiker so gut aussehend und die anderen so hässlich? Liegt das vielleicht an der gesunden vegetarischen Ernährung?

Sind Sie auch überzeugt, dass die Österreicher immer klüger werden und die Grünen bei den nächsten Wahlen deshalb noch besser abschneiden werden?

Die Grünen sind die einzige Partei, die gut zu Tieren ist. Würden Sie sich wünschen, dass Kronen-Zeitung, Heute und Österreich wenige Tage vor der nächsten Wahl schreiben: Tiere würden Grüne wählen?

Weitere Vorschläge für Fragen an die Grünen nehmen wir von unseren Lesern dankbar entgegen. Wir werden sie auch zuverlässig an die richtige Stelle weiterleiten.