ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Werner Reichel
 

Österreich ist ein Land ohne große liberale Tradition. Monarchie, NS-Diktatur, rot-schwarzer Proporz und sozialistische Alleinregierungen haben das Land, seine Menschen und ihr Denken nachhaltig geprägt. Freiheitsdrang, Individualismus, Eigenverantwortung oder Selbstständigkeit sind in unseren Breiten nicht besonders stark ausgeprägt. All das wird auch nicht gefordert und gefördert. Viel wichtiger ist ein Staat, der für alles und jeden sorgt und der für alle verantwortlich ist. Vielen Kräften im Land ist selbst das noch zu wenig. Vor allem Grüne und große Teile der SPÖ fordern noch mehr Staat, noch höhere Steuern, noch mehr Transferleistungen, noch mehr Verbote und Vorschriften. Sie wünschen sich einen möglichst starken und mächtigen Nanny-State.

Diese Einstellung und dieses Denken ist bei vielen Politikern und Bürgern  und vor allem auch bei linken Künstlern, Intellektuellen und Kulturschaffenden tief verwurzelt. Sie gehen wie selbstverständlich davon aus, dass der Staat, also die Allgemeinheit, die Verpflichtung hat, sie mit Aufträgen, Geld und Jobs zu versorgen. Bis jetzt hat das auch ganz gut geklappt. Doch die fetten Jahre sind vorbei, auch für die sozialistischen Umverteiler. Sie haben trotz immer höherer Steuern immer weniger Geld für ihre Günstlinge im Kultur- und Medienbetrieb. Die Folge: Der Kampf um die Staatskohle wird zusehends heftiger und die Forderungen immer lauter. Das Mantra all jener, die immer mehr vom Staat  und der Gesellschaft fordern heißt Quote!

Dieses Zauberwort bedeutet nichts anderes, als eine vom Staat verordnete Besserstellung bestimmter Gruppen gegenüber anderen Gruppen, also deren Diskriminierung. Wer möglichst laut und fordernd ist und sich am besten an den poltischen Zeitgeist anpasst, der hat die besten Chancen auf Quotenregelungen zu seinem eigenen Vorteil: The Survival of the Fittest. Im postmodernen Sozialstaat leben nicht die Tüchtigsten, sondern die politisch Angepasstesten  am besten.

Österreichs Filmschaffende haben an Nationalratspräsidentin Barbara Prammer eine Petition mit 10.000 Unterschriften übergeben. Darin wird gefordert, dass der ORF 20% seiner Gebühreneinnahmen in österreichische TV-Produktionen investieren muss. Österreichs Musikszene ist nicht ganz so bescheiden.Sie fordert gleich eine 40% Quote. Fast die Hälfte aller Musiktitel, die auf  den insgesamt zwölf  ORF-Radiosendern läuft, soll demnach aus heimischer Produktion kommen. Das Motto: Österreicher hört weniger ausländische Musik!

Solche Quoten sind für die heimischen Kulturschaffenden natürlich viel bequemer, als sich der internationalen Konkurrenz und den Ansprüchen der heimischen Konsumenten stellen zu müssen, so wie das in der ungeschützten Wirtschaft üblich ist. Die Quotenfans in der Kunst-, Medien- und Kulturbranche sind zutiefst verlogen und scheinheilig. Da predigen sie dem Volk seit Jahr und Tag Weltoffenheit, internationale Solidarität, wie wichtig offene Grenzen und wie schlecht Patriotismus sind und wenn es sie selbst betrifft,  ist das alles Makulatur. Wasser predigen, Wein trinken.  Die Quoten, die diese Menschen fordern, haben ja vor allem den  Zweck, zu verhindern, dass ausländische Konkurrenten ihnen ihre Jobs und Einkünfte wegnehmen. Die Künstler und Musiker könnten sogar im Gegenteil ihre zur Schau gestellte Gutheit beweisen, indem sie etwa eine 30%-Musikquote in den ORF-Radios für Künstler aus Entwicklungsländern einfordern würden.  Aber das wichtigste  Wesensmerkmal  aller Gutmenschen ist ja, dass sie das Gutsein immer nur von den anderen einfordern.

Was lernen wir daraus? Wenn sich ein einfacher Arbeiter gegen die Zuwanderung zu vieler Arbeitskräfte ausspricht, ist das faschistisch, xenophob und böse, wenn sich ein Kulturschaffender mittels Quoten die ausländische Konkurrenz vom Leib halten will, ist das hingegen gut, richtig und sozial. Zudem will man auch noch an das Geld  genau jener Leute, die man so gerne kritisiert, durch den Kakao zieht und beschimpft, wie die heimischen Filmschaffenden mit Serien wie BÖsterreich, Braunschlag, Tatort, etc. immer wieder beweisen.

Der ORF kann und will all diesen Forderungen nicht nachgeben, zumal er selbst ein wichtiger Akteur im Kampf um Gebühren und Steuern ist und natürlich einer der größte Empfänger. Jeder Cent zählt. Die überdurchschnittlichen Gehälter müssen schließlich finanziert werden. Da ist eine nationale Musikquote von knackigen 40% eher hinderlich. Die drückt mit Sicherheit die Hörerzahlen und damit auch die Werbeeinahmen und die poltische Bedeutung. Deshalb werden sich die heimischen Musiker auf einen harten Abwehrkampf einstellen müssen.  Zumal sich der Musikgeschmack der Österreicher mit solchen Zwangsmaßnahmen nur sehr begrenzt beeinflussen lässt. In der DDR ist man ja auch nicht mit dem Trabi gefahren, weil er ein tolles Auto gewesen wäre, sondern weil es nichts anderes gegeben hat. Die heimischen Musiker fordern jetzt quasi Trabis für Augen und Ohren, weil sie mit den Audis und Toyotas nicht mithalten können oder wollen. Und auch die Filmschaffenden werden sich schwer tun, denn die Gebührengelder gibt der ORF lieber für sich selbst aus, als sie den Externen zuzuschanzen.

Bei all den Interessen und Forderungen wird auf das Wichtigste vergessen. Auf die Hörer und Seher. Die zahlen die Zwangsgebühren eigentlich primär dafür, dass sie qualitativ hochwertige Information und Unterhaltung geliefert bekommen und nicht dafür, Staatskünstlern und  -journalisten ein sorgenfreies Leben zu finanzieren.