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Franz Witzeling
 

Welche Nachrichtensprecher kommen besser drüber, wenn man so die unterschiedlichen Nachrichtenformate der TV Stationen durchzappt? Lässt man den ersten Eindruck der unterschiedlichen Moderatorentypen auf sich einwirken, dann gibt es klare Unterschiede. Sympathie spielt bei der Bewertung der Moderationsqualität sicher eine wichtige Rolle. Diese ist eng mit dem Grad an Authentizität verbunden, die die moderierende Person ausstrahlt.

Schaut man sich die frischen und manchmal auch frechen Moderatoren der privaten TV-Stationen an, die schon vor der ersten Ansage nicht aufgesetzt wirken, erkennt man die besten Voraussetzungen, beim Zuseher Herz und Hirn zu öffnen. Vergleicht man diese Medienperformancekultur mit den klassisch zurechtgerückten, immer auf die jeweilige Kameraposition gedrillten Haus- und Hofmoderatoren, so wirken sie bei allem Bemühen altbacken, steif und gestresst.

Es mag zu kritisch und teilweise überzeichnet anmuten, aber was es wiegt, das hat es. Den Stil und die Rahmenbedingungen, wo die Interviewpartner mit inquisitorischer Fragetechnik mental in die Enge getrieben werden, nennen manche Verantwortliche objektiven Journalismus. Zu dieser Bewertung kommt noch die für sich reklamierte journalistische Freiheit mit Selbstpositionierung untermauert hinzu, die als argumentatives Schutzschild hochgehalten wird, um zu komplizierte oder unerwünschte Beiträge nicht bringen zu müssen.

Ein Ergebnis mangelnder Authentizität? Kann sein, muss aber nicht sein! Hinter diesem manieriert wirkenden Verhalten steht schlicht und einfach ein verdrängter Minderwertigkeitskomplex, der sich besonders in unabhängig und objektiv gebärdenden Sendestationen als kompensatorische Stilnote „Made in Austria“ kultiviert hat. Erinnerungen an die Kulturerbe-Debatte um den österreichischen Charme tauchen dabei unweigerlich auf.

In den heimischen, öffentlich-rechtlichen TV-Stationen sind die Moderatoren Institution und nicht wie bei den Privaten im ständigen Bemühen, sich und dem Publikum treu zu bleiben, dem freien Wettbewerb ausgesetzt. Man könnte als Entschuldigung den Titel des bekannten Films „Denn sie wissen nicht, was sie tun!" mit dem legendären James Dean in der Hauptrolle heranziehen. Dann ist man so oder so nicht ganz daneben, wenn man sich das Stargehabe des oder der Anchor(wo)men ansieht.

Wollte man fair sein, so müsste man laufende Evaluationen mit medienwissenschaftlichen Methoden vornehmen, indem man das Selbstbild mit dem Fremdbild vergleicht und mit dem Wunsch- oder fachlich beschreibbaren Leitbild in Beziehung bringen. Bei diesem Optimierungsprozess kommt es auf die Schnittmenge der Bewertungsperspektiven an. Die Kernidentität ist gleichzeitig auch der Sympathievektor zum Publikum. Jedes Land bekommt nicht nur die Politiker, die es verdient! Im Lande der zu Zwangsgebühren verpflichteten TV-Konsumenten müssen diese anscheinend alles hinnehmen, was einem als Ergebnis einer oft undurchsichtigen Personalpolitik so vor das Moderationspult vorgesetzt wird.

Aber man sollte nicht all zu kritisch sein, wir sind ein kleines Land und haben ebenso kleine Kreise, die die Besetzung solcher Positionen bestimmen. Zufriedenheit im Land der Seligen, wo Zwerge lange Schatten werfen und ehrgeiziges Bemühen vor natürlichem Talent steht, da soll man nicht mehr fordern, was eigentlich drin wäre. Schön oder Schade, jede(r) soll selbst entscheiden, frei nach Shakespeare „Wie es einem gefällt!“ Aber dann bitte nicht jammern, wenn es nicht immer erste Sahne ist, wer oder was einem so bei den TV Nachrichten vorgesetzt wird.

Dr. Franz Witzeling – Psychologe und Soziologe